Samstag, 24. Mai 2014

Nachhaltiges Palmöl - Wunsch und Wirklichkeit



Die Produktion von Palmöl ist in den vergangenen 30 Jahren um das Zehnfache gestiegen. Der Anbau der Ölfrucht für Nahrungsmittel, Kosmetikindustrie und Biosprit führt zu immer neuen Plantagen in Südostasien, aber auch in Ländern Afrikas sowie Zentral- und Südamerikas. Oft kommt es dabei zu Umweltzerstörung und Vertreibungen. Kann nachhaltiges Palmöl einen Weg aus der Misere bieten? Dieser Frage geht die aktuelle Studie „Nachhaltiges Palmöl- Anspruch oder Wirklichkeit“ von Brot für die Welt und der Vereinten Evangelischen Mission (VEM) nach. Sie untersucht, ob der „Runde Tisch Nachhaltiges Palmöl“ (RSPO), die mit 1439 Mitgliedern weltweit größte freiwillige Initiative von Industrie und Zivilgesellschaft, Lösungen zu bieten hat.

Der Runde Tisch hält nicht, was er verspricht!

Während in Entwicklungsländern Palmöl vor allem als Nahrungsmittel genutzt wird, ist es in Europa ein gefragter Rohstoff der Industrie. So ist jeder zehnte Liter Biodiesel auf der Grundlage von Palmöl hergestellt. „Wenn Ende diesen Jahres auf den Etiketten der Nahrungsmittel in der EU Palmöl als Palmöl deklariert werden muss, wird die Nachfrage nach nachhaltigem Öl zunehmen“, sagt Carolin Callenius, Ernährungsexpertin von Brot für die Welt. „Verbraucherinnen und Verbraucher müssen erfahren, was genau sich hinter RSPO verbirgt, sonst besteht die Gefahr des Etikettenschwindels.“  „Viele RSPO-zertifizierte Plantagen halten die Kriterien nicht ein, zu denen sie sich verpflichtet haben“, kritisiert Abetnego Tarigan, Geschäftsführer von WALHI/ Friends of the Earth Indonesia, einer Umweltorganisation, die seit vielen Jahren gegen die Ausdehnung der Plantagen kämpft. „Die Bevölkerung kennt weder ihre Rechte noch die Kriterien des RSPO. Die Menschen haben in den wenigsten Fällen ihre freie Entscheidung treffen können, ob auf ihrem Land Palmöl angebaut wird. In ganz Indonesien zählen wir mindestens 500 Landkonflikte – ein großer Teil mit Palmöl-Firmen“. Die Studie belegt, dass die Beschwerde-Mechanismen, die es gibt, nicht greifen.

Freiwillige Standards genügen nicht

„Wir kommen durch den aktuellen Report zu dem Schluss, dass eine freiwillige Einführung von Standards die Probleme nicht beheben wird“, sagt Jochen Motte, Vorstandsmitglied der VEM. Es sei Aufgabe der Regierungen, in den Anbauländern bestehende Gesetze umzusetzen und Unternehmen zu kontrollieren. Torfböden, Regenwald und Land in den Händen von Bauern etwa müssten bei der Vergabe von Konzessionen ausgeschlossen sein. Torfböden seien wichtige Treibhausgasspeicher, Regenwald besonders artenreich, und bei der Anlage neuer Plantagen würden oft kleinbäuerliche Familien von ihrem Land verjagt.

Palmöl gehört nicht in den Tank!

In zwei Tagen, am 23. Mai, wird der Ausschuss der Ständigen Vertreter der EU-Mitgliedstaaten über die Biokraftstoffverordnung beraten Es geht darum, die Beimischungsquote zu begrenzen. Palmöl gehöre nicht in den Tank, fordern Brot für die Welt und VEM, da Palmöl in Ländern des Südens für die Ernährung wichtig sei und die Konkurrenz zwischen Teller und Tank nicht verschärft werden dürfe. Zudem sollten Landnutzungsänderungen, die sich verheerend auf das Klima auswirken, in die Revision der EU-Biokraftstoffverordnung einbezogen werden. Auch da spielt die Brandrodung für Palmöl-Plantagen oder der Anbau auf Torfböden eine große Rolle, wie Beispiele der Studie zeigen.
Quelle: BfdW und VEM