Freitag, 11. Oktober 2013

Untersuchung: Österreichische Organisation empfiehlt vier Labels für faire Mode


Wer fair und ökologisch produzierte Mode kaufen will, findet immer mehr Alternativen. Allerdings sind die meisten Verbraucher überfordert, denn mittlerweile gibt es über 100 Nachhaltigkeitsstandards und Gütesiegel, die mehr Ökologie und faire Arbeitsbedingungen ausloben. Im Auftrag der Arbeiterkammer Oberösterreich haben BSD Consulting und GET CHANGED! The Fair Fashion Network  untersucht, was sich hinter den bunten Zeichen und Siegeln verbirgt und neun der am weitesten verbreiteten, unabhängigen Nachhaltigkeitsstandards für faire Mode bewertet.

Resultate der Untersuchung:

1.  Was decken die Standards ab?
(Untersucht wurde, in welchen Prozessstufen der Produktionskette ein Standard überhaupt die Verbesserung sozialer und/oder ökologischer Aspekte einfordert).

Kein Standard deckt in allen Prozessstufen der Lieferkette soziale und ökologische Aspekte zufriedenstellend ab. Zudem thematisiert kein Nachhaltigkeitsstandard das für Bekleidung ökologisch relevante Thema des Überkonsums ab. Stattdessen beschränken sich die untersuchten Nachhaltigkeitsstandards im ökologischen Bereich auf die Verringerung der negativen Auswirkungen der Produktion. 


Faserproduktion: Die Standards GOTS, IVN Best und Bluesign decken nur ökologische Aspekte ab. CmiA, BCI und FLO Certified Cotton thematisieren soziale und ökologischen Aspekte. 

Textilproduktion: Die Standards GOTS, IVN Best, Bluesign konzentrieren sich auf ökologische Aspekte in der Produktionsphase „Textilproduktion“. Soziale Aspekte werden von den drei Standards eher am Rande betrachtet. 

Konfektion: Die Standards BSCI, FWF (Fair Wear Foundation) konzentrieren sich ausschließlich auf soziale Aspekte in der Produktionsphase. FLO Certified Cotton deckt neben der Konfektion zusätzlich auch soziale Kriterien in der Rohstoff- und Textilproduktion ab. Zwei weitere Standards (GOTS, IVN Best) decken sowohl soziale als auch ökologische Aspekte in der Konfektion ab. 

Enttäuschend ist, dass der weit verbreitete ÖkoTex 100 weder soziale noch ökologische Kriterien für die einzelnen Produktionsschritte aufstellt und kontrolliert. Hier wird lediglich im Labor getestet, ob das Endprodukt Substanzen enthält, die für die Träger der Kleidung schädlich sein könnten.

2.  Wie umfassend decken die Standards soziale und ökologische Themen ab? 

Zwar decken fast alle der untersuchten Nachhaltigkeitsstandards soziale Aspekte (ILO Kernarbeitsnormen, Löhne, Fabriksicherheit etc.) ab, aber die wenigsten tun dies umfassend. Am besten schneidet die FWF ab. BSCI, GOTS, IVN Best und FLO Certified Cotton schneiden im Sozialstandardbereich nur durchschnittlich ab, vor allem weil ein ernsthaftes Bemühen fehlt, existenzsichernde Löhne umzusetzen. Bei den Standards FLO Certified Cotton, CmiA und BCI sind bei der Bewertung der sozialen Aspekte zusätzlich die Standards und Praktiken zur Verbesserung der Lebensbedingungen der Baumwollbauern berücksichtigt, weshalb die FLO relativ gut abschneidet. GOTS, IVN Best und Bluesign decken ökologische Aspekte relativ umfassend ab, wobei sich GOTS und IVN Best vor allem auf Naturtextilien beziehen und Bluesign vor allem bei der Produktion und Weiterverarbeitung synthetischer Fasern Anwendung findet. Bei den ökologischen Aspekten im Baumwollbereich sind CmiA, BCI und FLO Certified Cotton als Einstiegsstandards zu verstehen.

   
3.  Wie glaubwürdig und effektiv sind die Standards? 

Nur ein Nachhaltigkeitsstandard – die FWF – schneidet in diesem Bereich empfehlenswert ab. Alle anderen Standards weisen noch Lücken auf, dabei sind CmiA, Bluesign und ÖkoTex 100 besonders  
lückenhaft.

 

Fazit

Um in allen drei wichtigen Produktionsschritten hohe soziale und ökologische Standards sicherzustellen braucht ein Unternehmen eine Kombination von Nachhaltigkeitsstandards. Besonders empfehlenswert sind gemäß vorliegender Bewertung die Standards der Fair Wear Foundation (FWF), GOTS, IVN Best, FLO Certified Cotton. Bei der Produktion und Weiterverarbeitung synthetischer Fasern schneidet im Bereich „Ökologische Aspekte“ der Standard von Bluesign gut ab, aber er weist erhebliche Mängel im Bereich „Glaubwürdigkeit/Effektivität“ auf. Die Ergebnisse im Bereich „Glaubwürdigkeit/Effektivität“ zeigen, dass sich eine Modefirma nicht alleine auf ihrem Nachhaltigkeitsstandard oder -zertifikat ausruhen kann. Um die Produktion nachhaltiger zu gestalten, muss eine Modefirma eine umfassende Strategie aufbauen, die es erlaubt, die in den Standards festgelegten sozialen und ökologischen Kriterien umfassend und langfristig umzusetzen.

Limitierungen der Studie

Zum einen ist die Auswahl der Kriterien subjektiv. Diese sollen laut Angaben der Verfasser der Studie künftig mit verschiedenen Partnern weiterentwickelt werden. Zum anderen waren die Ressourcen für die vorliegende Studie relativ eng begrenzt. Deshalb wurde versucht, möglichst viele Kriterien aus vorhandenen Datenbanken zu extrahieren. Genutzt wurde insbesondere die Standardsmap vom International Trade Center (ITC) und der Kompass Nachhaltigkeit. Das ITC ist eine UNO/WTO Organisation, die über 120 Nachhaltigkeitsstandards in einer Datenbank mit über 700 Kriterien erfasst.

Mehr zu nachhaltiger Mode unter:
http://www.getchanged.net/de/magazin/aktuell/