Montag, 29. Juli 2013

Tourismus: Unfair hoher Wasserverbrauch



Wo Touristen unterwegs sind auf dieser Erde, wird Wasser verbraucht – und nicht zu knapp. Badelandschaften, Funparks, Golfplätze, Zimmer mit Jacuzzi und üppige Gartenanlagen verschlingen riesige Wassermengen. Wasser, das Mensch und Natur in der Umgebung von Hotels, Lodges und Ferienanlagen fehlt.

Extreme Schieflage beim Wasserverbrauch


Die Zahlen sprechen für sich: "Die Ferien- und Reisebranche verbraucht rund ein Hundertstel des weltweiten Wassers", so Nina Sahdeva, Projektmitarbeiterin von fairunterwegs, dem Schweizer Portal für umweltverträglichenund sozialen Tourismus. Auf der zu Tansania gehörenden Insel Sansibar im Indischen Ozean verbrauchen Luxushotels bis zu 3.195 Liter Wasser pro Tag und Hotelzimmer. Lokalen Durchschnittshaushalten stehen hingegen knapp drei Prozent dieser Menge - insgesamt nur rund 93 Liter - zur Verfügung. Sicherheitskräfte schützen die Wasserleitungen der Luxus-Unterkünfte, damit Einheimische sich nicht ihren Anteil abzapfen.

Lokale Bevölkerung leidet unter Wassermangel

Im indischen Goa ist das Verhältnis noch schlimmer: Während ein Fünfsternhotel 1.785 Liter Wasser pro Gast und Tag verbraucht, bleiben der lokalen Bevölkerung 14 Liter pro Person am Tag. "Das entspricht also knapp 0,8 Prozent der Menge, die ein Feriengast verbraucht und weit weniger als die 50 bis 100 Liter Wasser pro Person, die die Vereinten Nationen vor zwei Jahren als Menschenrecht definierten", so Sahdeva. Erst im Vorjahr hat die tourismuskritische Organisation TourismConcern einen Bericht zur Wassergerechtigkeit im Tourismus erstellt und dabei einige Destinationen vorgestellt, in denen der Wassermangel durch ein nicht nachhaltiges Tourismusangebot soziale Unruhen ausgelöst hat.

Beispiele Kerala und Bali

Im indischen Kerala sind die Backwaters, das Wasserstrassennetz, vom Treibstoff und Abwasser der vielen touristischen Hausboote verseucht. In Folge sterben Fische, die eine wichtige Nahrungs- und Einkommensgrundlage der Bevölkerung sind. Die Anwohner müssen für ihr Trinkwasser auf das kaum funktionierende Verteilernetz der Gemeinde zurückgreifen. Auch im Tourismusparadies Bali verlassen Reisbauern in Scharen ihre traditionellen und überaus malerischen Felder. Die Gründe dafür sind die wegen des touristischen Immobilienmarktes in die Höhe geschossenen Pachten und die Wasserknappheit für die Anbauflächen. Hotels mit ihren Pools, aber auch Wasserparks und Golfplätze verbrauchen zu viel des kostbaren Guts Wasser.

Behörden mit fehlendem Bewusstsein

Die ungleiche Wasserverteilung hat viele Ursachen. Zum einen kümmern sich Regierungen und ihre Behörden mancherorts lieber um touristische Großprojekte als um Einkommensmöglichkeiten für die lokale Bevölkerung und kleinere einheimische Tourismusunternehmen. Dabei vernachlässigen sie oft Dienstleistungen, die eigentlich an erster Stelle von den Steuergeldern bezahlt werden müssten, wie beispielsweise ein gutes Wasserverteilnetz. Zum anderen greifen Beamte oft nicht ein, wenn Hoteliers unerlaubt Wasser zapfen oder wenn Abwässer ungereinigt ins versickern oder ins Meer geleitet werden. Wassersparen wäre eigentlich gut fürs Geschäft, denn immerhin machen die Wasserkosten durchschnittlich zehn Prozent des Gesamtaufwands der Hotels aus.

Nachholbedarf bei den Hoteliers

Das Bewusstsein, dass Wassersparen nicht nur die Betriebskosten senkt, sondern auch das friedliche, respektvolle Zusammenleben mit der Lokalbevölkerung fördert, fehlt aber bei den Hoteliers weitgehend", sagt Sahdeva. Schon heute engagieren sich einige Reiseveranstalter in unterschiedlichem Ausmaß für ein verbessertes Wassermanagement bei ihren Zulieferern. Im UN-Jahr der Wasserkooperation 2013 wäre es aber höchste Zeit, in Zusammenarbeit mit allen Anspruchsgruppen für eine fairere Verteilung der Wasserressourcen in den Ferienregionen und damit für die Einhaltung des Menschenrechts auf Wasser zu sorgen.

Hier kann man den Bericht „Water Equity in Tourism“ von Tourism Concern herunterladen (engl.):