Sonntag, 21. April 2013

H&M in Kambodscha – Nachhaltigkeit statt existenzsichernder Lohn



„Schnelle Mode bleibt. Darin sind sich Modeexperten einig. Trotz Bemühungen die Kleidung Mode nachhaltiger zu gestalten. Wie etwa bei H&M, dem schwedischen Fast-Fashion-Giganten. Dort bewirbt man zurzeit die "Conscious Collection", eine Kleinserie von Kleidern, die aus "umweltfreundlicheren Materialien" – so die Formulierung von H&M – hergestellt werden. Unter „umweltfreundlicher“ versteht H&M die anteilige Verwendung von Biobaumwolle , Recycling-Polyester, Recycling-Polyamid und der aus Holz-Zellstoff gewonnene Faser Tencel.


Greenwashing oder Übergang zur Nachhaltigkeit?


Eine nette Aktion von H&M, die zeigen soll, dass der Modekonzern sich Richtung Nachhaltigkeit entwickelt. Schade nur, dass es kaum jemanden zu interessieren scheint. Weder die Modemedien, die das Bemühen von H&M gerade mal als Randnotiz erwähnen, noch das Gros der Konsumenten, denen billige, ständig verfügbare Klamotten wichtiger als nachhaltige Klamotten sind, noch die Arbeiter in den Textilfabriken, deren Arbeitslöhne durch die Recycling-Kleider nicht mehr werden.

Mindestlohn ungleich existenzsichernder Lohn


Apropos Löhne: H&M zahlt auch weiterhin nur den gesetzlich vorgeschriebenen Mindestlohn, der weit von einem existenzsichernden Lohn entfernt ist. Letzterer liegt beispielsweise in Kambodscha nach Berechnungen der Asia Floor Wage Alliance bei monatlich 274 US-Dollar für einen Arbeiter mit Familie. Der Mindestlohn hingegen beträgt 61 US-Dollar, wird aber nach heftigen Arbeitskämpfen ab 1. Mai auf 75 US-Dollar erhöht. Ein Tropfen auf den heißen Stein, denn die Arbeiter sind weiterhin gezwungen lange Überstunden zu schieben, um auf einen Lohn zu kommen, der ein einigermaßen menschenwürdiges Dasein ermöglicht. 

Mehr Bewusstsein auf allen Ebenen notwendig


Natürlich ist es kurzsichtig nur den Modekonzernen die Schuld für die Ausbeutung der Textilarbeiter in die Schuhe zu schieben. Verantwortung tragen selbstverständlich auch die Regierungen der Billiglohnländer, die verzweifelt bemüht sind, Industrien in ihren Länder zu etablieren und die sich dem internationalen Preisdruck ausgesetzt sehen. Schließlich ist auch der Verbraucher gefordert den Dingen ins Auge zu schauen und sich aktiv für bessere Löhne in den Produzentenländer einzusetzen, auch wenn dies bedeutet, dass er ein paar Euro mehr für Blusen, Hosen und T-Shirts aus Fernost zahlen muss.

Kritik an H&M


Auch die Clean Clothes Campaign (Kampagne für saubere Kleidung) ist nicht gerade überzeugt von der neuen H&M "Conscious Collection". Ihre Gegenkampagne "Unconscious Collapses" soll auf das Lohndumping ebenso aufmerksam machen, wie auf die miserablen Arbeitsbedingungen der Textilindustrie. Alleine in 2009 sind in Kambodscha rund 2900 Arbeiter vor Erschöpfung zusammen gebrochen, viele von Ihnen in Zulieferbetrieben von H&M. Aufgrund der niedrigen Löhne sind viele der Fabrikarbeiter unterernährt.

Mehr zur Kampagne der Clean Clothes Campaign: