Mittwoch, 27. Februar 2013

Touristischer Größenwahn in Trujillo – Teil 2

bitte zunächst Teil 1 lesen. Hier geht es weiter ...


Investor Jorgensen, der in Kanada mit Sexvideo-Shops zu Geld gekommen ist und der in Honduras von der Presse auch schon mal „Porno-König“ genannt wird, preist sein Unternehmen in den höchsten Tönen. „Meiner Vision zufolge wird wertloses Sumpfland in produktives Kapital verwandelt“, so der Unternehmer. Geht es nach ihm, werden in wenigen Jahren Hundertausende von Touristen und zahlreiche ausländische Hausbesitzer für einen Entwicklungsschub ohnegleichen sorgen, von dem unweigerlich auch die Bevölkerung profitieren wird. Gleichzeitig schränkt er ein: "Ich verspreche nichts, ich biete Möglichkeiten. Aber alle die mitmachen, werden Erfolg haben.“ 

Das Kapital bleibt unter sich


Doch wie auch schon in anderen Regionen der Welt geschehen, wird es für die meisten Bewohner Trujillos wohl nur Reste zu verteilen geben. Das nachhaltige Funktionieren des so oft beschworenen „Sickereffekts“, demzufolge der Tourismus helfen soll, die Armut durch Umverteilung von oben nach unten zu beseitigen, konnte bislang nicht nachgewiesen werden. Die größten Stücke des Kuchens teilen sich die Besitzer des Kreuzfahrtterminals, die Kreuzfahrtschifflinien, die Pächter der exklusiven Geschäfte im Terminalbereich und die Tourveranstalter, die mehrere Hundert Touristen auf einmal logistisch betreuen können. „Ich werde mir kein Geschäft im Kreuzfahrtterminal leisten können, sagt Leysia Lopez, die das kleine Restaurant Maryacrys im Viertel Río Negro führt. Das ist auch gar nicht gewünscht. Laut Investor Jorgensen sind die Flächen im Kreuzfahrtterminal für zahlungskräftige, internationale Ketten vorgesehen.

Friß, oder stirb!


Auch was die Vision von dauerhaften Arbeitsplätzen betrifft, gaukelt das Projekt mehr Schein als Sein vor. Aufgrund der prekären Arbeitsmarktlage der Region, ist es Jorgensen ein Leichtes, billige Arbeitskräfte anzuwerben, fast ausschließlich über Subunternehmen. Samuel Lopez, der zum Wachpersonal des Büros gehört, arbeitet montags bis freitags 12 Std. pro Tag Dafür erhält er gerade einmal 4000 Lempira monatlich, etwa 150 Euro - ohne Vertrag oder Sozialleistungen. Der gesetzliche Mindestlohn liegt in Honduras bei etwa 240 Euro. Sein Kollege Leocades Zavallo, der nachts arbeitet, verdient zwar etwas mehr, hat aber seit sechs Wochen keinen Lohn mehr erhalten. Unregelmäßigkeiten bei der Zahlung der Subunternehmen musste auch Investor Jorgensen im Interview einräumen, er versprach aber Besserung.

Die Natur leidet


Auch die möglichen ökologischen Auswirkungen des Großprojekts lassen manche Bewohner Trujillos nicht ruhig schlafen. Für den Bau des Piers, der laut Jorgensen 500 Meter ins Meer hineinreichen soll, müssen rund 800.000 Kubikmeter Sand abgesaugt werden. „Wir wissen nicht wie sich das auf die Sedimentation des Strandgebiets auswirkt, sagt Lenín Lopéz von der Garifuna-Organisation Ofraneh. Auch Edilberto Cuevas Bustillo, Leiter des Katasteramts von Trujillo, ist skeptisch: „Der große Touristenstrom wird einen zunehmenden ökologischen Druck auf die Region erzeugen.“ Zumindest auf die Frage, was mit dem ganzen ausgebaggerten Sand geschehen soll, hat Investor Jorgensen eine Antwort, die wunderbar zu seinen Megaplänen passt: „Den Sand nehmen wir, um das Gelände für den neuen internationalen Flughafen aufzuschütten.“ Dieser soll in 10–15 Jahren einige Kilometer außerhalb der Stadt in einem Sumpfgebiet entstehen. Dann dürfte es endgültig vorbei sein mit der Ruhe in Trujillo.