Montag, 25. Februar 2013

Touristischer Größenwahn in Trujillo – Teil 1

Als Kolumbus während seiner vierten und letzten Reise am 14. August 1502 in der Bucht von Trujillo zum ersten Mal Fuß auf das amerikanische Festland setzte, konnte er nicht ahnen, was sich hier mehr als 500 Jahre später abspielen würde. Verwundert hätte der Eroberer auf die Pläne des kanadischen Investors Randy Jorgensen geschaut, der in dem beschaulichen Ort ein touristisches Großprojekt verwirklicht. Herzstück der 30-Millionen-Dollar-Investition ist neben Ferienwohnungen für betuchte Nordamerikaner, großzügigen Parkanlagen und einem Wildgehege, ein Kreuzfahrtterminal, das erste an der Karibikküste von Honduras (zwei weitere befinden auf der zu Honduras gehörenden Karibikinsel Roatán).

In wenigen Jahren von Null auf Hundert


Für Weihnachten 2014 ist die Ankunft des ersten Schiffs mit rund 2000 Touristen an Bord vorgesehen. In den darauffolgenden Jahren sollen es dann Hunderttausende Touristen jährlich sein, die Trujillo besuchen, so Jorgensen. Denjenigen, die während ihres Stopovers an Land gehen, sollen die natürlichen und kulturellen Schönheiten der Region nähergebracht werden. Zu den kulturellen Highlights zählt hierbei das Essen und Brauchtum der Garifuna, einer afrokaribischen Volkgruppe, die seit mehr als zweihundert Jahren verstreut in vielen kleinen Dörfern an den Küsten von Honduras, Guatemala, Belize und Nicaragua lebt.

Dem „Fortschritt“ geopfert


Doch gerade die Garifuna sehen dem Megaprojekt mit wenig Begeisterung entgegen, die Mehrheit traut den vagen Versprechen von Jobs und Wohlstand für alle nicht. "Erfahrungen mit ähnlichen Großprojekten in Mexiko oder der Dominikanischen Republik haben gezeigt, dass die lokale Bevökerung nur sehr wenig profitiert, sagt Lenín Gonzales von der Garifuna-Organisation Ofraneh. Direkte Erfahrungen mit dem neuen Projekt konnte bereits das Stadtviertel Río Negro in den Jahren 2009/2010 machen. Es wird überwiegend von Garifuna bewohnt und ist inzwischen zur Hälfte verschwunden. Wo einst einige einfache Häuser am Strand und im sumpfigen Umland standen, wird nun an einer modernen Hafencity auf einer Fläche von 15.000 Quadrametern gebaut, umgeben von einem hohen Maschendrahtzaun.

Wer profitiert und wer nicht?


Aus dem Verkauf ihres Landes haben die Bewohner von Río Negro wenig Nutzen gezogen. „Die meisten haben unter Wert verkauft und wurden über den Tisch gezogen,“ sagt der Leiter des Katasteramts von Trujillo, Edilberto Cuevas Bustillo. Grund war unter anderem  die schlechte Informationspolitik der Firma Life Vision Properties, die das Projekts „Banana Coast“ managt, was auch von den Vertretern des städtischen Tourismusbüros bestätigt wird. Wer sich weigerte zu verkaufen, wurde mehr oder weniger sanft gezwungen. 

Mit Druck und Zwang


Das gibt sogar Investor Randy Jorgensen ganz offen im Interview zu: „Wir brauchten das Land und haben eine Frau, die nicht verkaufen wollte, unter Druck gesetzt.“ Das geschah mit Hilfe einer eigens aus der Hauptstadt Tegucigalpa angereisten Regierungskommission, denn die honduranische Regierung hat das Projekt „Banana Coast“ hat zur Chefsache erklärt. Selbst Staatspräsident Porfirio Lobo, 2009 unter Putschbedingungen an die Macht gekommen, war schon vor Ort.

Teil II in wenigen Tagen ...