46 Prozent der deutschen Händler und Produzenten verweigern
die Auskunft über ihren Umgang mit Palmöl. Nur ein Teil macht Fortschritte beim
Einsatz von zertifiziertem Palmöl. Das ist die durchwachsene Bilanz des neuen WWF-Palmöl-Checks,
bei dem auch die Futtermittelbranche zum wiederholten Mal schlecht abschneidet.
Der Anteil der Totalverweigerer bleibt damit seit Veröffentlichung des ersten
Palmöl-Checks im Jahr 2009 unverändert hoch. Um sie zu bewegen, fordert der WWF
von der nächsten Bundesregierung, alle Palmölimporte an die Einhaltung von
ökologischen und sozialen Kriterien zu knüpfen. 46 Prozent der im Palmöl-Check
befragten Unternehmen bleiben die Antwort schuldig, ob sie
Nachhaltigkeitskriterien beim Einkauf von Palmöl beachten und was für Palmöl
sie verwenden. "Die Totalverweigerer reagieren nicht auf Appelle zu
Transparenz und Verantwortlichkeit, sie brauchen gesetzliche Vorgaben zu
ökologischen und sozialen Kriterien für importiertes Palmöl oder eine
Kennzeichnungspflicht für alle Verbrauchsgüter", bilanziert Jörg-Andreas
Krüger, Direktor WWF für den Bereich Ökologischer Fußabdruck. Die Firmen
Lekkerland, Globus, der Lübecker Marzipanhersteller Niederegger und die
Drogeriekette Müller verweigern seit Jahren transparente Angaben über ihren Palmöleinkauf.
Dass es auch anders geht, zeigt Wettbewerber Rossmann, der nach mehrfacher
0-Punkte-Bewertung jetzt erstmals im grünen Bereich landet. Die vorderen Plätze
belegen Care Naturkost, Daabon, Agrarfrost, Rapunzel Naturkost und Lorenz
Bahlsen Snack-World. 44 Prozent geben an, zertifiziertes Palmöl vollständig
oder zumindest teilweise einzusetzen. Wo Unternehmen auf zertifiziertes Palmöl
setzen, ist es in der Regel nach dem RSPO-Standard zertifiziert, den der WWF
als Einstieg einstuft. Noch gibt es zu wenige deutsche Firmen, die als
Palmöl-Vorreiter verbindliche Zusatzkriterien zum Mindeststandard RSPO
einfordern, Kleinbauern unterstützen oder Bio-Palmöl einsetzen.
"Fortschrittliche Palmöl-Produzenten bieten Palmöl von Flächen an, auf
denen zum Beispiel das Umwandlungsverbot von Torfböden gilt oder keine
gefährlichen Pestizide eingesetzt werden. Aber sie finden keine Abnehmer und
müssen ihre Ware häufig unter Wert verkaufen", so Krüger vom WWF. Erneut
und schon gewohnt schlecht schneidet die Futtermittelbranche ab. "Bei
Palmöl reden alle über Nutella, keiner über Wurst, Käse oder Ei. Nur wenige
wissen, dass acht Prozent des importierten Palmöls an Geflügel, Schweine und
Rinder verfüttert wird. Das macht es den Herstellern von Futtermitteln leicht,
sich beim Thema Palmöl aus der Verantwortung zu schleichen", sagt
Jörg-Andreas Krüger. Der WWF fordert, dass Nutztiere bevorzugt vor allem
heimische Eiweißpflanzen wie Lupinen oder Ackerbohnen als Futter bekommen. Wo
weiter Soja oder Palmöl im Trog landet, müsse dieses wenigstens ökologische und
soziale Mindestkriterien erfüllen.
Hintergrund Palmöl-Check:
Mit dem Palmöl-Check nimmt der WWF Deutschland seit 2009
regelmäßig die Einkaufspolitik der Käufer und Verarbeiter unter die Lupe.
Bewertet wird dabei mithilfe eines Fragenkatalogs, ob sie
Nachhaltigkeitskriterien beim Einkauf von Palmöl beachten und was für Palmöl
sie verwenden. Befragt werden nur Firmen mit Hauptsitz in Deutschland, die Mitglieder
des RSPO sind oder zu den großen Akteuren in ihrer Branche zählen, diesmal 255
Unternehmen. Von 255 befragten Unternehmen blieben 118 (46 Prozent) jegliche
Rückmeldung schuldig. 112 Unternehmen (knapp 44 Prozent) gaben an, vollständig
oder zumindest teilweise zertifiziertes Palmöl einzusetzen. Die übrigen
Hersteller und Händler sind zwar Mitglied im " Roundtable on Sustainable
Palmoil" (RSPO) und haben sich zum Teil Ziele gesetzt, bis wann sie auf
zertifiziertes Palmöl umstellen wollen, sie legten aber keine Nachweise für den
tatsächlichen Bezug von zertifiziertem Palmöl vor. Die Auskünfte der
Unternehmen beziehen sich auf das Kalenderjahr 2016. Die Top 5 im Ranking sind
Care Naturkost, Daabon, Agrarfrost, Rapunzel Naturkost und Lorenz Bahlsen
Snack-World. Zu den Aufsteigern zählen zum Beispiel Rossmann und Coppenrath und
Wiese. Zu den notorischen Dauerverweigerern, die seit Jahren keinerlei Auskunft
geben, zählen Lekkerland, Globus der Lübecker Marzipanhersteller Niederegger
und die Drogeriekette Müller. Erneut schneidet die Futtermittelbranche schlecht
ab: Deutsche Tiernahrung Cremer und die Agravis Raiffeisen AG erzielten jeweils
nur 1 Punkt. Heinrich Nagel, die Bröring Unternehmensgruppe und Mega Tierernährung
äußerten sich nicht öffentlich dazu, ob und was für Palmöl sie einsetzen.
Quelle: UD/na