Mittwoch, 26. Februar 2014

Neues Versprechen von Apple – keine Rohstoffe aus Konfliktregionen



Nach Angaben der Umweltorganisation Greenpeace will Apple künftig möglichst komplett auf den Einsatz von Rohstoffen verzichten, die in Konfliktregionen gefördert werden. Das für die Produktion der Apple-Produkte wichtige Mineral Tantal stamme inzwischen nachweisbar vollständig aus konfliktfreien Quellen, teilte das Unternehmen in einem Bericht mit. Tantalerze wie Tantalit und Coltan werden als sogenannte Konfliktmineralien eingestuft, da die Förderminen im Osten der Demokratischen Republik Kongo von Rebellen kontrolliert werden. Diese Betriebe stehen im Verdacht, Menschenrechtsverletzungen mitzufinanzieren. Jeff Williams, der als Senior Vice President bei Apple für die Produktion verantwortlich ist, sagte, es gehe nicht darum, ganze Regionen oder einzelne Länder wie den Kongo komplett aus der Lieferantenkette zu streichen. „Es kommt auf die Verhältnisse in jeder einzelnen Mine oder Erzhütte an.“

Liste der Erzhütten veröffentlicht

Für andere kritische Rohstoffe kann Apple den Beweis einer ethisch sauberen Quelle noch nicht liefern. „Wir drängen unsere Zulieferer von Zinn, Wolfram und Gold hart, nur verifizierte Quellen zu verwenden“, sagte Williams. Um die Verantwortung der Zulieferer zu betonen, veröffentlichte Apple eine komplette Liste aller Erzhütten, die Rohstoffe für Produkte wie das iPhone, das iPad und die Macintosh-Rechner liefern. Bei Zinn, Wolfram und Gold ist die Elektronikbranche aber nur ein vergleichsweise kleiner Abnehmer.

Bessere Einhaltung der Arbeitszeiten

Fortschritte machte Apple laut eigenen Angaben bei der Einhaltung der maximalen wöchentlichen Arbeitszeit von 60 Stunden. Im vergangenen Jahr hätten sich 95 Prozent der Zulieferer daran gehalten. Im Jahr 2011 waren dies nach Apple-Angaben lediglich 38 Prozent. Inzwischen sei die durchschnittliche Arbeitszeit auf unter 50 Wochenstunden gesunken. Die langen Arbeitszeiten waren in der Vergangenheit immer wieder von Gewerkschaften kritisiert worden. Williams sagte, sein Unternehmen nehme Kritik von Nicht-Regierungsorganisationen offen an. „Das hilft uns nur, besser zu werden.“ Apple-Chef Tim Cook hatte nach dem Amtsantritt vor gut zwei Jahren das Augenmerk auf die Arbeitsbedingungen verstärkt und mehr Transparenz versprochen. Die Mitarbeiter des Unternehmens unternahmen im vergangenen Jahr 451 Kontrollen bei Zulieferfirmen. Dabei seien 23 Arbeiter entdeckt worden, die bei ihrer Einstellung noch keine 16 Jahre alt waren.

Sonntag, 23. Februar 2014

Kurzfilmwettbewerb für den Fairen Handel präsentiert Sieger


In drei Minuten die Welt verändern? Keine leichte Aufgabe. Unter dem Motto „Can you change people`s minds?“ rief das Forum Fairer Handel zum zweiten Mal professionelle und Hobby-Filmemacher/innen dazu auf, Kurzfilme zu kreieren, die kritisch und pointiert über die globalen Zusammenhänge zwischen Produktionsbedingungen und Konsumverhalten aufklären. 68 Filmteams aus ganz Deutschland haben sich dieser Herausforderung gestellt.

Erster Platz doppelt vergeben

Der erste Preis des , REC A<FAIR geht in diesem Jahr an Lena Posch für „Fair Trade Superheld“ in der Kategorie Spielfilm und an Laura Kaluza für „Mehr als Du denkst“ in der Kategorie Animation. Mit dem zweiten Preis wird der Kurzfilm „Element 73“ ausgezeichnet, der die Produktionsbedingungen in der Elektronikindustrie kritisch beleuchtet. Der Kurzfilm „Verspekuliert“, der die drastischen Folgen der Nahrungsmittelspekulation thematisiert, bekommt den dritten Preis. Der Jury-Preis „kids & youth“ geht an den Kurzfilm „Hinter jedem Produkt“, der den Mensch hinter dem Produkt in den Vordergrund stellt.

Jede Kaufentscheidung bewirkt etwas

„Du bewegst mehr als Du denkst! Und dafür musst Du kein Superheld sein.“ Mit dieser simplen Botschaft haben die beiden Siegerfilme die Jury überzeugt. „Den Filmemacherinnen und Filmemachern ist es besonders gut gelungen, die komplexen Zusammenhänge des Welthandels auf den Punkt zu bringen und in eine klare Botschaft zu verpacken. Sie wussten auf kreative und originelle Art die Verbrauchermacht hervorzuheben“, so die Jurybegründung. „Was ich an beiden Siegerfilmen sehr schätze ist, dass sie nicht mit der Moralkeule kommen. Sie zeigen ziemlich deutlich, dass die Kaufentscheidung jedes Einzelnen viel bewegen kann“, so Veselina Vasileva, Koordinatorin des Kurzfilm-Contests.

Film und Internet zur Verbreitung der Idee des Fairen Handels

„Das Besondere an REC A<FAIR ist, dass das bewegte Bild zum Träger der Botschaft des Fairen Handels wird“, kommentiert Jury-Mitglied Christoph Albuschkat die Bedeutung der Verbindung des Mediums Kurzfilm mit dem Fairen Handel. „Mit der 2. Edition von REC A<FAIR wollten wir zu Filmen anregen, die berühren, kritisches Bewusstsein für globale Zusammenhänge schaffen und im Gedächtnis haften bleiben. Das ist uns gelungen. Es sind Filme entstanden, die mit viel Hingabe das alternative Konzept des Fairen Handels mit prägnanten, bewegenden Bildern auf die Leinwand übertragen und viral im Internet in die Breite tragen“, fasst Veselina Vasileva den Erfolg des Wettbewerbs zusammen. Die besten zwanzig Kurzfilme aus dem Wettbewerb veröffentlicht das Forum Fairer Handel Ende März auf einer DVD, die unter www.forum-fairer-handel.de bestellt werden kann.

Hier kann man sich die Siegerfilme anschauen: http://recafair.de/

Donnerstag, 20. Februar 2014

Ausflaggen statt Recycling – die größten “toxic ship dumpers” 2013

Die NGO Shipbreaking Platform, die sich gegen schmutzige und gefährliche Praktiken der Schiffverschrottung richten, hat die vollständige Liste aller großen Handelsschiffe veröffentlicht, die im Jahr 2013 weltweit verschrottet worden sind. Von den insgesamt 1213 Schrottschiffen wurden 645 in Indien, Pakistan und Bangladesch gestrandet. Rund 40% dieser Schiffe gehörten europäischen Firmen. Griechische und deutsche Reeder haben dabei bis zu 80% ihrer alten Schiffe auf den Strand gesetzt, anstatt sie an moderne Schiffrecyclinganlage zu verkaufen. Eine  neue EU-Verordnung zum Schiffrecycling ist am 30. Dezember in Kraft getreten. Sollte die Europäische Union dem Gesetz kein wirtschaftliches Anreizsystem  beifügen, werden viele Reeder die Verordnung umschiffen, indem sie außereuropäische Billigflaggen nutzen.

Mehr Profit, mehr Schaden für Mensch und Umwelt

Die meisten dieser Schrottschiffe enthalten in ihrer Struktur giftige und gefährliche Materialien wie Asbest, Schwermetalle, PCBs und organische Abfälle. Südasien hat sich zum bevorzugten Schrottplatz entwickelt, da Umweltstandards, Arbeitsrecht und Sicherheitsmaßnahmen dort nur spärlich umgesetzt werden. Die Reeder können ihre Schiffe dadurch mit weitaus größerem Profit an die „beach breakers“ verkaufen, als  wenn sie sich für sicheres und sauberes Schiffrecycling entscheiden würden. “Während die Zahl der Schrottschiffe fast genauso hoch wie 2012 lag, ist Anzahl gestrandeter Schiffe von 850 auf 645 gesunken – das ist eine Minderung um fast ein Viertel im Vergleich zum Vorjahr. Mehr Reeder habe sich für sicheres und sauberes Recycling entscheiden. Das ist eine gute Nachricht für Mensch und Umwelt, sowie für Schiffrecycler weltweit, die in moderne Anlagen investiert haben,“ sagt Patrizia Heidegger, Geschäftsführerin der NGO Shipbreaking Platform. „Trotzdem hat die Mehrheit der Reeder ihre schmutzigen und gefährlichen Praktiken aufrechterhalten. Europäische Unternehmen zählen zu den schlimmsten weltweit“.

Europarecht wird durch Ausflaggen umgangen

Europäische Reeder haben insgesamt 372 große Handelsschiffe zur Verschrottung verkauft, wovon 238, fast zwei Drittel, auf einem Strand in Südasien gelandet sind. Griechenland gehört weiterhin zu den schlimmsten Dumpern, dicht gefolgt von Deutschland. Unter den deutschen Reedern, die Containerschiffe in Südasien stranden lassen, gehören bekannte Namen wie Conti, Anbieter von Schiffsfonds mit Sitz in München, sowie die Hamburger Unternehmen Hapag–Lloyd, Leonhardt & Blumberg, E.R. Schifffahrt sowie die Reederei Claus-Peter Offen. Die neue EU-Verordnung wird die Strandung von in Europa registrierten Schiffen untersagen und ein Recycling in Anlagen fordern, welche die Vorgaben des Gesetzes erfüllen. Jedoch läuft die Verordnung Gefahr ein zahnloser Tiger zu werden: mehr als zwei Drittel aller europäischen Schiffe die 2013 verschrottet worden sind, fuhren von Haus aus nicht unter einer europäischen Flagge. Solche Schiffe werden nicht von der neuen Verordnung betroffen sein. Abgesehen von Schiffen, welche schon während Betrieb unter Billigflaggen liefen, wurden weitere 55 Schiffe kurz vor der Verschrottung ausgeflaggt.
 
Wirtschaftliche Anreize für Recycling schaffen

Während manche deutsche Reeder erst gar keine ihrer Schiffe unter deutscher Flagge segeln lassen, haben beispielsweise Conti und Leonhardt & Blumberg, beziehungsweise die „Cash Buyer“, welche ihre Schrottschiffe für sie nach Südasien gebracht haben, diese in den Monaten vor der Verschrottung aus dem deutschen Schiffsregister ausgeflaggt. Billigflaggen die weltweit besonders gern für die Verschrottung von Schiffen hergenommen werden, sind die Komoren, Tuvalu, Saint Kitts Nevis, Togo und Sierra Leone. “Ausflaggen war schon immer eine bequeme Möglichkeit für Reeder um Regulierungen zu umgehen, die von den Flaggenstaaten umgesetzt werden. Die Plattform und ihrer Mitglieder haben deswegen schon seit Langem die EU dazu aufgerufen, einen wirtschaftlichen Anreiz für sicheres und sauberes Recycling zu schaffen. Eine Verordnung, welche auf der freiwilligen Registrierung eines Schiffs unter einer europäischen Flagge basiert, wird nicht die die gewünschte Wirkung erzielen wird“, sagt Patrizia Heidegger.

Montag, 17. Februar 2014

Tourismus: Kampagne fordert Botswana-Boykott



Survival International, die weltweite Bewegung für die Rechte indigener Völker, hat eine globale Anzeigenkampagne gestartet, die die Verfolgung der letzten jagenden Buschleute Afrikas durch Botswana anprangert. Unter der Schlagzeile “Botswana … Entdecken Sie Afrikas bestgehütetes Geheimnis” entlarvt die Anzeige den Widerspruch zwischen den gestellten Hochglanzfotos von Buschleuten, mit denen die Tourismusbehörde um Besucher wirbt, und der Vertreibung der Buschleute von ihrem angestammten Land im Central Kalahari Game Reserve (CKGR) unter Einsatz von Gewalt und Folter. Die Anzeige wird in fünf Sprachen (Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch und Spanisch) veröffentlicht und in Magazinen und Zeitungen weltweit angeboten. Die erste Anzeige erscheint im März im Wired Magazine.

Kein Urlaub in Botswana

Botswanas Regierung verfolgt die ersten Bewohner des Landes seit Jahrzehnten, um sie von ihrem angestammten Land zu vertreiben. Ein faktisches Jagdverbot und die Notwendigkeit Genehmigungen zu beantragen, um ihr Gebiet im CKGR betreten zu können, drängen sie nun an den Rand der Ausrottung. Die Anzeige fordert nun Touristen auf, sich Survivals Reiseboykott anzuschließen und nicht in Botswana Urlaub zu machen, bis die Buschleute in Frieden auf ihrem Land leben dürfen. Mehr als 7.000 Reisende sowie Prominente wie Gillian Anderson, Quentin Blake, Joanna Lumley, Sophie Okonedo und Mark Rylance haben sich bereits verpflichtet, Botswana nicht zu besuchen. Auch drei Reiseanbieter unterstützen den Boykott.

Einfache Lösung: Einhaltung der Menschenrechte

In den letzten Wochen sprachen Survival-Unterstützer auf der Adventure Travel Show in London und bei der Reisemesse Fitur in Madrid gezielt Touristen und Fachbesucher an. Es wurden Hunderte Flyer verteilt und es wurde um Unterstützung für den Reiseboykott geworben. Stephen Corry, Direktor von Survival International, sagte: “Wir werden diese Anzeigenkampagne in den nächsten Monaten weltweit ins Rollen bringen, um ein Schlaglicht darauf zu werfen, wie die Buschleute von der Regierung verfolgt werden. Die Regierung kann diesen Boykott sofort beenden und muss dafür nichts weiter tun, als die Menschenrechte der Buschleute einzuhalten.”

Freitag, 14. Februar 2014

Die neuen Fairtrade-Programme – Schub für Kleinbauern?



Die Absätze von Fairtrade-Kakaoproduzenten versprechen ab 2014 stark anzusteigen. Möglich macht das das „Kakao-Programm“, das Fairtrade im Rahmen der Internationalen Süßwarenmesse vorstellte. „Bisher gab es den klassischen Schokoriegel mit dem Fairtrade-Siegel. Jetzt können Unternehmen zusätzlich Fairtrade-Kakao oder -Zucker als Einzelrohstoff beziehen und über mehrere Sortimente hinweg oder für die Gesamtproduktion verwenden“, sagte TransFair-Geschäftsführer Dieter Overath. Diese weitere Option öffnet Absatzchancen für Kleinbauern. Dies ist dringend nötig, denn Kakaoproduzenten verkaufen bisher nur einen geringen Anteil ihrer Ernte unter Fairtrade-Bedingungen. Bereits zum offiziellen Start der Programme liegen erste Kooperationsverträge mit Handel und Industrie für Kakao-Einkäufe vor, die Prämieneinnahmen von über einer Millionen Euro für Kakaobauern bedeuten. Vorreiter sind Mars, die Rewe Group, Lidl, Kaufland und die Confiserie Riegelein. Allein diese ersten Kooperationen werden den fairen Kakao-Absatz in Deutschland 2014 um rund 6.000 Tonnen fast versechsfachen.

Marktanteil  von fairem Kakao weiterhin bedenklich niedrig

Fairtrade steht für nachhaltige Produktion, kostendeckende Mindestpreise, Prämien für Gemeinschaftsprojekte und langfristige Handelsbeziehungen. 2013 wurden ersten Hochrechnungen zufolge gut 1.200 Tonnen fair gehandelter Kakao in Deutschland eingesetzt, trotz eines Wachstums von rund sieben Prozent liegt der Marktanteil bei 0,2 Prozent. Derweil steigt die Bedeutung unternehmerischer Nachhaltigkeitsstrategien mit dem Schwerpunkt auf der Beschaffung von Rohstoffen. Damit Fairtrade-Kooperativen von dieser Entwicklung profitieren, erarbeitete Fairtrade die Programme für Kakao, Zucker und Baumwolle. Kooperativen verkaufen ihre Rohware unter Fairtrade-Bedingungen und Unternehmen nutzen diese Rohwaren in verschiedenen Sortimenten, ohne Endprodukte mit dem Fairtrade-Siegel auszuzeichnen. „Dass wir bereits zum offiziellen Start der Fairtrade-Programme erste Kooperationspartner nennen können, zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, so Overath. „Wir erwarten allein durch die ersten Zusagen über eine Million Euro zusätzliche Prämiengelder für Produzenten.“ Die Partner verpflichten sich, die Volumen in den kommenden Jahren auszubauen. Verbraucher erkennen an dem neuen Programm-Siegel auf der Verpackung oder in der jeweiligen Unternehmenskommunikation die teilnehmenden Händler und Hersteller.