Samstag, 7. Juni 2014

Start-Up unterstützt Textilarbeiter in Kambodscha



„Soulution“ geht ungewöhnliche Wege: Das neu gegründete faire Mode-Label hat eine erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne auf Indiegogo.com gestartet, um Textilarbeitern in Kambodscha zu helfen. Die Hälfte des Kampagnen-Reinerlöses geht dafür an die Menschenrechtsorganisation CLEC (Community Legal Education Center). Soulution sieht sich in erster Linie als Modelabel. Streetwear mit Understatement, designed und per Hand bedruckt in Nürnberg. Dass sie nur mit dem  GOTS-Siegel (Global Organic Textile Standard) zertifizierte Textilien und Farben verarbeiten, steht für Clemens Handschuch, Mitgründer und Sprecher von Soulution, nicht im Vordergrund: „Das ist für uns völlig selbstverständlich. Denn wir wollen Kleidung herstellen, in der man sich rundum wohlfühlt. Dieser Anspruch ist für uns nur mit nachhaltigen, fair gehandelten Textilien erfüllbar.“

Streiks und Unruhen in Kambodschas Textilindustrie als Auslöser

Als Anfang des Jahres die Proteste der Textilarbeiter in Kambodscha eskalierten, entschied sich das Soulution-Team, eine Crowdfunding-Kampagne zu starten. „Als wir von der Eskalation erfuhren, wurde uns eines wieder richtig bewusst: Der Weg ist noch weit, bis Nachhaltigkeit als Selbstverständlichkeit im Hintergrund stehen kann“, sagt Handschuch. „Wir wollen unseren Teil dazu beitragen!“ Textilarbeiter in Kambodscha verfügen momentan über einen monatlichen Verdienst von circa 100 USD. Obwohl das offizielle kambodschanische Existenzminimum bei knapp 400 USD liegt, fordern die Arbeiterinnen und Arbeiter eine Erhöhung auf lediglich 160 USD. Die Proteste dauern an, die Regierung geht teilweise mit Waffengewalt gegen die Streikenden vor und die Lage bleibt nach wie vor angespannt. 50 Prozent des Reinerlöses aus der Crowdfunding-Kampagne spendet Soulution an die Menschenrechtsorganisation  CLEC (Community Legal Education Center), die mit vollem Einsatz für die Rechte der Textilarbeiter kämpft.

Mit direkter Hilfe Korruption umgehen


Dazu erklärt Nicolas Eichholz, gemeinsam mit Handschuch Unternehmensgründer: „Ich bin im letzten Jahr selbst mehrere Wochen durch Kambodscha gereist und habe miterlebt unter welchen Bedingungen viele Menschen dort leben müssen. Wir wollen mit der Unterstützung auch ein Zeichen setzen: Dass die Stimmen der Textilarbeiter nicht ungehört verhallen. Außerdem können wir garantieren, dass das Geld nicht im Sumpf der dort vorherrschenden Korruption untergeht!“ Eichholz steht in engem Kontakt zu Joel Preston von der kambodschanischen Menschenrechts-Organisation und wird nach der Übermittlung der Spende über die Verwendung des Geldes informiert. Außerdem konnte er Rücksprache mit Verdi-Generalsekretär Benedikt Frank halten, der die Situation in Kambodscha vor Ort beobachtet und der CLEC ein positives Zeugnis ausstellt.

GOTS-Vollzertifizierung wird angestrebt

Die andere Hälfte des Kampagnen-Reinerlöses geht in den Aufbau des Labels. Denn auch, wenn man bei Soulution mit großer Sorgfalt auf die Einhaltung aller ökologischer Standards achtet: Die Endprodukte sind – trotz GOTS-Zertifizierung aller Ausgangsprodukte – noch nicht zertifiziert. Ein Audit eines unabhängigen Prüfinstituts, an deren Ende das GOTS Zertifkat steht, kann sich das Start-Up-Unternehmen im Moment noch nicht leisten. Mit der Teilnahme an der Crowdfunding-Kampagne unterstützt man also auch die GOTS-Zertifizierung von Soulution. „Unser Anliegen ist es, die Menschen zu einem bewussterem Konsum aufzurufen, damit der Anteil an nachhaltiger Kleidung auf dem Weltmarkt wächst. Wir möchten mit der Crowdfunding-Aktion unseren Beitrag dazu leisten, auf die vorherrschende Situation in der Textilindustrie aufmerksam zu machen und diese aktiv verändern,“ erklärt Eichholz.
Quelle: UD/pm